Simone Dilling hat einen aufregenden Weg hinter sich, der sie auf vielen kreativen Pfaden zur experimentellen Mixed Media Kunst brachte. In diesem ausführlichen Interview lernst du Simone etwas näher kennen.

Liebe Simone, stell dich doch bitte kurz vor.

Ich lebe in Betzdorf, einem kleinen Ort in der Nähe der Stadt Siegen, wo ich aufgewachsen bin. Nach meiner Scheidung vor vielen Jahren konnte ich glücklicherweise weiterhin mit meinen vier Kindern in unserem schönen alten Haus wohnen bleiben. Zwei „Kinder“ sind bereits ausgezogen und leben heute im Raum Düsseldorf, zwei (fast) erwachsene Jungs bleiben noch eine Zeitlang hier, zusammen mit unseren beiden geliebten grauen Britisch-Kurzhaar-Katzen.

Nach dem Abitur fiel es mir zunächst schwer, einen passenden Beruf zu finden. Ich war im Herzen schon immer eine Künstlerin, irgendein Schreibtischjob kam für mich nicht in Frage. Da es damals noch sehr wenige Informationsmöglichkeiten gab (kein Internet!!!), waren tiefere Recherchen kaum möglich und ein Studium nicht finanzierbar. Ich wählte dann den Beruf der Tischlerin, was ich niemals bereut habe.

Nach wenigen Jahren heiratete ich und bekam nach und nach meine vier Wunschkinder, eine Rückkehr ins Berufsleben war für mich lange Zeit ausgeschlossen.

Nach der Scheidung begann ich im Alter von 47 Jahren eine Ausbildung zur Erzieherin, nach erfolgreichem Abschluss erfolgte noch eine Weiterbildung zur Fachwirtin. Heute arbeite ich als Erzieherin in einer Kita in Siegen.

Simone Dilling fertigt Kunstwerke auf verschiedenen Untergründen an
Simone Dilling fertigt Kunstwerke auf verschiedenen Untergründen an
© Simone Dilling
"Climbing", 30x30 cm, Aquarellpapier
"Climbing", 30x30 cm, Aquarellpapier
© Simone Dilling
"Unendlich", 40x40 cm, Aquarellpapier
"Unendlich", 40x40 cm, Aquarellpapier
© Simone Dilling

Wie hast du zur Malerei gefunden?

Ich habe schon immer viel gemalt, als Kind liebte ich diese großen Filzstiftpakete mit vielen Farbtönen, mit denen ich unzählige Blätter bemalte. Auch im Kindergarten war ich damals schon viel mit Malen und Basteln beschäftigt. Das verlor sich dann ein wenig, in der Oberstufe kam es nicht zuletzt durch eine tolle Kunstlehrerin wieder ans Tageslicht.

Privat begann ich verschiedenen Zeichentechniken und Aquarellmalerei zu erlernen, aber erst nach der Geburt meines ersten Kindes vertiefte ich meine kreative Schaffensphasen. Ich beschäftigte mich anfangs intensiv mit Window Colours, mit denen ich unzählige Fenster- bzw. Fliesenbilder und Geschirr nach eigenen Ideen gestaltete. Auch die Aquarell- und später die Seidenmalerei füllten meine abendliche freie Zeit, ich begann außerdem mit Pastellkreiden zu malen und gelangte schließlich endlich zur Acrylmalerei.

Meine Bilder waren damals ausschließlich gegenständlich, ich liebte Technikbilder (Rohre, Behälter, alte Maschinen), Tiere (besondere Ausschnitte), gemalte Makroaufnahmen und Landschaften.

Ich stellte auch regelmäßig in kleinerem Umfang aus, allein oder gemeinsam mit regionalen Künstlergruppen. Dabei gab es aber immer wieder sehr von sich überzeugte Menschen, die sich über andere stellten und ich zog mich davon zurück.

Parallel entwickelte sich eine Leidenschaft für die Fotografie, anfangs benutzte ich fast ausschließlich eigene Fotos zur Inspiration meiner Malerei.

Mit Auszug meines ersten Kindes im Jahr 2019 hatte ich endlich die Möglichkeit, mir ein eigenes Malzimmer einzurichten, was ich seitdem nahezu täglich nutze.

"Turquoise Age", 40x40 cm, gemalt auf Holzboard
"Turquoise Age", 40x40 cm, gemalt auf Holzboard
© Simone Dilling

Welche Techniken verwendest du, welche Materialien kommen zum Einsatz?

Ich bezeichne meine Bilder mittlerweile als Mixed Media Werke, da ich einfach alles benutze, was mir in die Hände fällt. Ich liebe es, viele Lagen aus verschiedenen Papieren und Farben aufzubauen. Ich sammle dazu alte Papiere und Zeitungen, Prospekte, Urlaubsschnipsel, stelle mit der Gelplatte viele eigene Papiere her, nutze Tinten, Stifte, Marker, Sprühfarben und natürlich als Hauptzutat Acrylfarben. Und nicht zu vergessen die Wassersprühflasche. Ich lasse Farben oft laufen und setze den Zufall gezielt ein, um lebendige und nicht statische Farbstrukturen zu erzielen.

Ich mag auch Alkoholtinten, mit denen sich ganz spezielle Werke gestalten lassen. Als Malgrund benutze ich am allerliebsten Holzplatten, an die ich seitlich Leisten leime. Da mein Platzkontingent aber mittlerweile ausgeschöpft ist, nutze ich jetzt hauptsächlich Blöcke aus dickem Aquarell- oder Acrylpapier, meist quadratisch.

Simone Dilling bevorzugt Mixed Media Techniken
Simone Dilling bevorzugt Mixed Media Techniken
© Simone Dilling

Was sind deine Lieblingsfarbtöne, die du für deine Bilder verwendest?

Wie man unschwer erkennen kann, sind Blau- und auch Grüntöne meine absoluten favourites Es geht einfach nicht ohne. Manchmal versuche ich, bewusst auf Blau zu verzichten, aber spätestens beim nächsten Bild muss es dann wieder dabei sein. Besonders das helle Türkis hat es mir angetan, diese Farbe ist nach meinem Empfinden einfach nur schön, freundlich, liebevoll und frisch und assoziiert immer das Meer, Sommer und ein positives Gefühl. Es lässt sich auch wunderbar mit jeder anderen Farbe kombinieren und kontrastieren, es wirkt auch im Kleinen!

Ich mag aber auch sehr die lauten Neonfarben, deren Frische und Kontraste setzen einfach tolle Akzente, wirken lebhaft, selbstbewusst und lebensfroh 😊.

Farben sind generell für mich sehr lebendig und ich empfinde sowas wie eine enge Freundschaft zu ihnen.

"Election", 40x60 cm, Baumwoll-kaschierte HDF-Platte
"Election", 40x60 cm, Baumwoll-kaschierte HDF-Platte
© Simone Dilling

Fertigst du auch Auftragsarbeiten an?

Auftragsarbeiten lehne ich nicht generell ab, ich habe es auch schon gemacht, aber es fühlt sich eher etwas unauthentisch an. Mir fällt es dann eher schwer, die Ideen
von anderen umzusetzen oder ein bereits gemaltes Bild zu wiederholen. Da ja auch oft der Zufall mitspielt, kann ich sowieso nicht dasselbe Bild nochmal genauso herstellen. Aber etwas Spielraum bleibt ja meist bestehen, daher kann ich es versuchen, aber nicht garantieren.

Als Format nehme ich am liebsten quadratische Malgründe, mir gefällt es einfach am besten so. Es wirkt eher in sich geschlossen, wie ein Kreis, eine Geschichte, die zu Ende erzählt ist.

"Flowers", A3, Alkoholtinte auf Fotopapier
"Flowers", A3, Alkoholtinte auf Fotopapier
© Simone Dilling

Hast du zu einem Bild vielleicht eine besondere Geschichte, die du erzählen magst?

Tatsächlich habe ich zu den meisten Bildern eine Bindung, besonders zu den abstrakten der letzten Jahre. Ich erinnere mich oft an die Umstände, den Ort, wo ich es gemalt habe, die Jahreszeit, den Prozess und die Inspiration, die zugrunde lag (oft die Nordseeinseln, die ich sehr mag). Ich bleibe solange an einem Bild dran, bis es mir gefällt, daher kann ich eigentlich keines besonders hervorheben. Manchmal sind es die eher kleineren Bilder, bei denen der Funke beim Malen schneller übersprang, die mir besonders am Herzen liegen.

Was ist dir bei der Herstellung deiner Werke besonders wichtig? Was sagen sie aus?

Ich würde mich freuen, wenn meine Bilder die Gefühle ansprechen, Erinnerungen hervorrufen und vielleicht ein Lächeln ins Gesicht und/oder ins Herz zaubern können. Ich möchte individuell bleiben, meinen eigenen Stil weiterentwickeln, der in 5 Jahren auch ganz anders aussehen kann. Es ist mir wichtig, andere nicht zu kopieren und meine eigenen Emotionen zu verarbeiten und einzubringen. Meine Bilder sollen lebhaft und farbenfroh sein und sich diese vielleicht kindliche Buntheit erhalten.

Ich mag dieses Zitat von Picasso: „Every child is an artist, the problem is how to remain an artist once we grow up“. Ich erlebe täglich diese ungezwungene und positive Begegnung von Kindern mit Materialien, die sie ihre eigene (Bild-) Sprache kreieren lassen. Ich möchte ein Erwachsener sein, der nicht verlernt hat, zu spielen und zu explorieren und dies in meinen Bildern umsetzen.

"Famous", 40x40 cm, Aquarellpapier
"Famous", 40x40 cm, Aquarellpapier
© Simone Dilling
"New Colours", 50x50 cm, Baumwoll-kaschierte HDF-Platte
"New Colours", 50x50 cm, Baumwoll-kaschierte HDF-Platte
© Simone Dilling

Hast du Pläne für die Zukunft?

Ich wünsche mir schon länger eine dauerhafte Ausstellungsfläche, um meine Werke einem direkten Publikum zu präsentieren. Gerne würde ich das mit der Fotografie verknüpfen. Und natürlich träume ich von einem Atelier am Meer 😊.

Dies ist aber in meiner derzeitigen Lebenssituation nicht umsetzbar und ich fühle mich auch in meinem Zuhause mit meinen verbliebenen „Kindern“ sehr wohl.

Was sonst noch auf mich zukommt, ist sowieso nicht planbar und ich versuche, die Wirkung der negativen Schlagzeilen nicht überhand nehmen zu lassen.

Ich möchte weiterhin kreativ sein und meinen künstlerischen Ausdruck stärken … und offen durch’s Leben gehen.

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