Alina von der Heide ist im schönen Hamburg zu Hause und hat sich dort in ihren eigenen 4-Wänden in Eppendorf einen Atelierraum eingerichtet. Erfahre in diesem Interview, welchen Einfluss das Reisen auf Alina hat und wie sich dieser in ihrer Kunst widerspiegelt.
Liebe Alina. Wie bist du zur Kunst gekommen?
Alina: „Das wunderschöne Land Guatemala stellt seit nun fast zehn Jahren eine große Inspirationsquelle meiner künstlerischen Arbeit dar. Ich stiess zufällig auf dieses kleine Land und ein Schulprojekt, bei dem ich für ein halbes Jahr als Freiwillige in einer Bergschule bei indigenen Kindern unterrichtet habe. Im Anschluss reiste ich durch Mexiko, Costa Rica, Nicaragua und Panama. Guatemala jedoch blieb mir, besonders durch das nahe Zusammenleben mit der indigenen Mayabevölkerung, ganz besonders im Herzen. Seitdem war ich viele Male in Guatemala, habe verschiedenste Schauplätze ursprünglicher und wilder Flora und Fauna besucht und und den alten Glauben an Naturgötter der Mayabevölkerung erleben können.“
Wie haben diese Einflüsse aus Mittelamerika deine Kunst verändert?
Alina: „Guatemala als Land und seine Bevölkerung prägt meine Kunst in zweierlei Hinsicht:
Zum einen sind es diese satten, warme Farben, die überall hervorstechen. Es sind die bunt gestrichenen Häuser in der Kolonialstadt Antigua, die Märkte voll frischem Obst und Gemüse und insbesondere die Trachten der Mayafrauen, die mich zu den lebhaften Farben in meinen Werken motivieren.
Andererseits hat mich auch die große Armut und Rückständigkeit in einigen von mir besuchten Bergdörfern der Mayas dahingehend geprägt, als dass ich eine große Wertschätzung dafür empfinde, in einem Land wie Deutschland geboren worden zu sein. Ganz einfach durch die Sicherheiten, die wir hier genießen, wie die Krankenkasse, ärztliche Versorgung, die Schulpflicht, Unterstützung während des Studiums durch BAföG, Wohngeld und andere Möglichkeiten. Ich habe viele Kinder kennengelernt, die gerne zur Schule gehen wollten, es aber nicht durften, da sie ab einem gewissen Alter als Arbeitskräfte auf den Feldern der Familie gebraucht wurden. Das hat mich nachhaltig sehr demütig gestimmt. Daher habe ich mich 2023 dazu entschieden, meinen Traum wahr werden zu lassen und die Sicherheiten in Deutschland als Chance für meine Selbstständigkeit zu nutzen. Daher hat mich Guatemala auch dahingehend geprägt, als dass ich verstanden habe, dass ich die Gegebenheiten hier in meinem Heimatland nutzen kann und sollte, um meinen Traum von der künstlerischen Selbstständigkeit zu leben. Wir haben hier die Chance, dass zu machen, auf das wir Lust haben und wo wir hinter stehen und den Mut das zu tun, habe ich eben auch durch meine Reisen erst entwickeln können.“
Welche Techniken verwendest du, welche Materialien kommen zum Einsatz?
Alina: „Ich arbeite mit Mixed-Media, das heißt ich baue verschiedene Mal-und Zeichenmedien während des Entstehungsprozesses eines Werks aufeinander auf. Ich grundiere meine Bilder gerne einheitlich, dann nutze ich verschiedene Techniken und Wasser, wie schütten/spritzen/mit dem Spachtel schieben, um erste Farben einzuarbeiten. Strukturpaste und Gesso sorgen für Haptik auf dem Werk. Zur Vollendung arbeite ich dann noch mit Pastellkreiden, Ölsticks und Highlights in z.B. Perlmutt.“
Was sind deine Lieblingsfarben die du für deine Bilder verwendest?
Alina: „Farblich versuche ich immer, eine große Bandbreite anzubieten. Ich persönlich liebe die Kombination aus Orange, Rosa, Ocker und Hellblau. Aber manchmal „lasse ich im Prozess auch einfach laufen“ und es entstehen Farbkombinationen, die ich vorher nicht geplant habe.“
Wenn jemand bei dir eine Auftragsarbeit bestellen möchte, welche Fragen stellst du ihm, damit du einen Leitfaden für deine Arbeit hast und das Ergebnis optimal ausfällt?
Alina: „Bei einer Auftragsarbeit ist mir immer ein Telefongespräch und die Betrachtung des potenziellen Raumes oder sogar des gesamten Hauses oder der Wohnung wichtig. Im Gespräch frage ich immer, was meine Kund*innen von dem Werk erwarten, soll es DER Eyecatcher werden, soll es sich in den Raum einfügen, soll es eine besondere Aufmerksamkeit erregen (ungewöhnlich sein, spritzig sein, den Raum auffrischen, im Raum für Ruhe sorgen usw.). Die Antworten meiner Kund*innen sind dann so individuell, wie das Werk, was später exklusiv für sie entsteht.“
Hast du zu einer Auftragsarbeit vielleicht eine ganz besondere Geschichte, die du erzählen magst?
Alina: „Keine Geschichte zu einem Auftrag, sondern ein kleines Statement aus einem meiner Beiträge vom 01.01.2025:
Wie ich gerne sage: „In jedem Werk verbirgt sich eine eigene, kleine Welt – die von mir als Künstlerin erschaffen wird und von euch da draußen entdeckt wird“.“
Was ist dir bei der Fertigung deiner Werke besonders wichtig?
Alina: „Bei der Fertigung meiner Werke ist mir eine Sache kolossal wichtig: Ich gebe ein Bild erst frei, wenn ich zu 100% dahinterstehe. Sollte dies noch nicht der Fall sein, denn manche Werke brauchen mehr Zeit und Luft um sich zu entwickeln, ziehe ich es immer vor die Abgabefrist zu verlängern oder ein Werk, dass ich für eine eigene Reihe kreiere, zur Seite zu stellen und ein paar Tage ruhen zu lassen, als es auf Druck fertig stellen zu wollen. Meine Kunst funktioniert nur so – das Gefühl muss stimmen.“
Auf welchem Weg verkaufst du deine Arbeiten?
Hast du spezielle Pläne für die Zukunft?
Alina: „Wünsche für die Zukunft sind ein eigenes Atelier und eine angeschlossene Kindermalschule. Innerhalb der Angebote in der Malschule könnte ich mir auch „kulturelle Malreisen für Kinder“ vorstellen. Ich bin von Haus aus Ethnologin und würde eine Verknüpfung von kulturellem Wissen und einem aktiven, kreativen Gestaltungsprozess für Kinder ungemein wertvoll und spaßig für Kinder finden.“
Kannst du KünstlerInnen, die gerade mit der Direktvermarktung ihrer Kunst starten, einen besonderen Tipp geben?
Alina: „Mein Tipp: Sei authentisch und glaube an deinen Stil. Schau dich nicht zu sehr nach links und rechts in der Branche um. Wenn dir etwas gefällt, dann bleib dabei und versuche anstatt Energie im Außen zu verschwenden, die Energie auf dich und deine Werke zu channeln. Wer wirklich Lust auf expressive Kunst und den Mut dazu hat, sich zu zeigen, der wird erfolgreich sein.“
Alina, vielen herzlichen Dank dafür, dass du uns einen Einblick in deine kreative Welt gegeben hast. Für die Zukunft wünsche ich dir alles Gute!