Hand aufs Herz: Hast du auch schon mal vor dem Stoffregal gestanden und dir die Frage gestellt: „Baumwolle oder Viskose? Was ist für mein Projekt eigentlich besser geeignet?“ Keine Sorge, damit bist du nicht allein! Beide Jersey-Arten sind fantastisch, dehnbar und herrlich bequem, aber sie haben ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen. Lass uns gemeinsam in die spannende Welt der Jerseystoffe eintauchen, damit du beim nächsten Nähprojekt genau weißt, welcher Stoff am besten zu deinem nächsten Nähprojekt passt!

Die Basis: Was Jersey so besonders macht

Bevor wir ins Detail gehen, klären wir kurz die Grundlagen. Jersey ist keine Faser, sondern die Art, wie der Stoff gestrickt wird – wie bei einem Pullover. Im Gegensatz zu gewebten Stoffen (wie Popeline oder Leinen) entstehen beim Stricken Maschen, die dem Material seine charakteristische Dehnbarkeit verleihen. Genau diese Elastizität macht Jersey zum absoluten Liebling für bequeme Kleidung: T-Shirts, Leggings, Kleider und Babykleidung.

Sowohl Baumwolljersey als auch Viskosejersey werden in dieser Strickart gefertigt. Der große Unterschied liegt in der Faser, aus der die Garne bestehen. Und genau das entscheidet, wie sich der Stoff anfühlt, fällt und wie du ihn am besten verarbeitest.

Baumwolljersey – Ein Alleskönner für Basics

Der Baumwolljersey ist sozusagen der Basisheld unter den dehnbaren Stoffen. Er besteht hauptsächlich aus der Naturfaser Baumwolle, oft ergänzt durch einen geringen Anteil Elasthan (meist 3–5 %), um die Formstabilität zu erhöhen und ihn noch dehnbarer zu machen. Gerade im Bereich der Baby- und Kinderkleidung ist Baumwolljersey ein sehr dankbares Material.

Nimmst du Baumwolljersey Stoffe in die Hand, spürst du sofort eine griffige Haptik. Der Stoff fühlt sich stabil, leicht trocken und oft dichter an. Genau diese Eigenschaften machen ihn zum anfängerfreundlichsten dehnbaren Stoff. Er rollt sich an den Kanten kaum ein, lässt sich super zuschneiden und verrutscht unter der Nähmaschine nicht so leicht wie sein Viskose-Gegenpart.

Seine unschlagbaren Stärken liegen in der Strapazierfähigkeit und Atmungsaktivität. Als Naturfaser kann Baumwolle Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen und ist extrem luftdurchlässig, was ihn ideal für heiße Sommertage, Sport- und Loungewear macht. Und das Beste: Er hält häufiges Waschen bei höheren Temperaturen aus, behält dank des Elasthans seine Form gut bei und leiert nicht so schnell aus.

Wann wählst du Baumwolljersey?

Immer dann, wenn dein Projekt robust, pflegeleicht und alltagstauglich sein soll. Baumwolljersey ist die erste Wahl bei diesen Nähprojekten:

  • T-Shirts und Langarmshirts: Für langlebige Basics.

  • Baby- und Kinderkleidung: Wegen der Waschbarkeit und Strapazierfähigkeit.

  • Leggings und Hosen: Er bietet mehr Halt als Viskosejersey.

  • Pyjamas und Loungewear: Er ist hautfreundlich und bequem.

Viskosejersey – Der fließende Schmeichler

Der Viskosejersey ist der absolute Gegenentwurf zum Baumwollklassiker, wenn es um den Fall des Stoffes geht. Er hat eine viel elegantere, fließendere Drapierung und fühlt sich auf der Haut oft kühler und weicher an.

Viskose ist keine reine Naturfaser, sondern eine chemisch hergestellte Faser auf natürlicher Basis, die aus Zellulose gewonnen wird – man spricht oft von „künstlicher Seide“, da sie deren luxuriösen Fall imitiert. Wenn du Viskosejersey anfasst, bemerkst du, dass dieser Stoff sich glatter, kühler und seidiger anfühlt als Baumwolle. Oft hat er zudem einen schönen, leichten Glanz.

Der Hauptgrund, Viskosejersey zu wählen, ist sein traumhafter Fall. 

Er fließt wunderschön, umspielt die Figur und ist ideal für raffinierte Schnittführungen, Raffungen und Wasserfallausschnitte. Viskosejersey nimmt Farben oft satter und leuchtender auf, Drucke kommen hier also besonders gut zur Geltung. Zudem bietet das Material einen tollen Kühleffekt auf der Haut.

Wann wählst du Viskosejersey? 

Immer dann, wenn dein Projekt Eleganz, Schwung und Drapierung verlangt. Typische Nähprojekte, für die sich Viskosejersey eignet, sind:

  • Fließende Maxikleider oder Röcke: Für den eleganten Look, der die Figur umspielt.
  • Raffungen und Wasserfallausschnitte: Der Stoff fällt hier besonders schön.
  • Schicke Blusen und Tuniken: Wenn du ein Oberteil möchtest, das weicher fällt als ein T-Shirt.

Die Herausforderung: Pflege und Verarbeitung

Die Eleganz des Viskosejerseys bringt allerdings auch ein paar Herausforderungen mit sich, die du kennen solltest:

  • Viskosejersey ist rutschiger als Baumwolljersey. Beim Zuschnitt solltest du besonders vorsichtig sein, am besten mit einem Rollschneider auf einer rutschfesten Unterlage, um ein Verziehen zu verhindern.
  • Unter der Nähmaschine kann der Stoff leichter wellen oder ziehen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Verwende eine feine Jersey- oder Stretchnadel und lockere, wenn möglich, den Nähfußdruck.
  • Viskosejersey ist in der Pflege aufwendiger: Viskose ist in nassem Zustand empfindlicher und neigt zum Einlaufen. Er sollte vorsichtiger gewaschen werden (kalt oder 30 °C Schonwaschgang) und am besten nicht in den Trockner.

Der unkomplizierte Baumwolljersey ist sowohl bei der Pflege wie auch der Verarbeitung im Vorteil, da er formstabiler ist und eine robustere Behandlung verträgt.

Vergleich: Baumwolljersey vs. Viskosejersey
Vergleich: Baumwolljersey vs. Viskosejersey
© via Canva.com

Ein Blick auf die Mischungen: Baumwolle trifft Viskose

Manchmal musst du dich gar nicht entscheiden, denn es gibt auch Mischgewebe. Das sind Stoffe, die die Vorteile von Baumwolle und Viskose kombinieren. Eine Mischung aus zum Beispiel 50 % Baumwolle und 50 % Viskose versucht, die Stabilität und Atmungsaktivität der Baumwolle mit dem weichen Fall und dem kühlen Griff der Viskose zu vereinen. Solche Stoffe sind oft ein wunderbarer Kompromiss: Sie sind pflegeleichter als reine Viskose, fallen aber schöner als reiner Baumwolljersey. Wenn du einen Stoff suchst, der für ein Kleidungsstück sowohl bequem als auch elegant sein soll, lohnt sich ein genauer Blick auf das Etikett – oft findest du hier die perfekte Balance für deine individuellen Bedürfnisse und dein Nähprojekt.

Das Fazit: Dein Stoff, dein Style

Letztendlich läuft die Entscheidung auf eine Frage hinaus: Was möchtest du mit deinem Kleidungsstück erreichen?

Entscheide dich für Baumwolljersey, wenn du ein unkompliziertes, langlebiges Basic für den Alltag möchtest, das du ohne Kopfzerbrechen in die Waschmaschine werfen kannst. Auch wenn du noch Nähanfänger bist, ist der Baumwolljersey dein bester Freund.

Suchst du hingegen einen Stoff, der weich fällt, deine Figur umschmeichelt und deinem Schnitt eine elegante Note verleiht – und hast du keine Angst vor etwas vorsichtiger Verarbeitung? Dann greife zum Viskosejersey.

Egal, für welchen Stoff du dich entscheidest: Denke immer daran, niemals mit einem geraden Stich zu nähen! 

Du brauchst für beide Arten von Jersey eine Jersey- oder Stretchnadel und einen dehnbaren Stich (Zickzack oder Overlock), damit die Naht hält und nicht reißt, wenn du in dein selbstgenähtes Lieblingsteil hineinschlüpfst.

Experimentiere, probiere neue Schnittmuster aus und hab vor allem Spaß am Nähen! Beide Stoffarten bieten unendlich viele kreative Möglichkeiten. Viel Erfolg bei deinem nächsten Jersey-Projekt!

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